Die Entwicklung des Qualitätsmanagements


"Der Ausgangspunkt des modernen Qualitätsmanagements ist das „ Scientific Management “ . Die von Taylor (1911) und seinen Kollegen entwickelten Methoden der Überwachung der Produktion zur Einhaltung einer bestimmten Qualität der Produkte unterlagen unvermeidlichen Schwankungen, die durch die Leistungsfähigkeit der mit den Kontrollaufgaben beauftragten Personen bedingt waren. Die Kontrolle des Ausstoßes und die Auslese aller mangelhaften Produkte erwiesen sich deshalb bald, insbesondere bei der Fertigung großer Massen von Artikeln mit niedrigem Verkaufswert, als ebenso umständlich wie kostspielig (Lerner 1988). Dieses Vorgehen konnte insofern unter dem Aspekt einer kostengünstigen Qualitätssicherung nie vollends befriedigen (Tuckmann 1995). Das Problem hätte schon von Beginn an durch den Einsatz der bereits zu Taylors Zeiten relativ entwickelten Methoden der Statistik weitgehend behoben werden können (Lerner 1988).
1931 erschien das heute als Klassiker der statistischen Qualitätskontrolle geltende Werk von Shewhart „ Economic Control of Quality of Manufactured Product “ (Lerner 1988). In diesem Buch wurden die Fragen geeigneter Stichprobenpläne und ihrer Entwicklung, wie z.B. die Prüfung von Hypothesen über die Qualität von Fertigungslosen, diskutiert. Der erste systematische Zugang zu den Verfahren der statistischen Qualitätskontrolle für die industrielle Fertigung war geschaffen. In der Folge übernahmen die Betriebsökonomen in den USA allmählich die von den Statistikern entwickelten Methoden zur Verarbeitung und Auswertung großer Menge

von Daten (Lerner 1988).

Mit Hilfe dieser Verfahren wurde es möglich, die auf einen Fertigungsprozess systematisch wirkenden Störgrößen von den zufälligen zu unterscheiden, um dann korrigierende Maßnahmen entweder zu ergreifen oder zu unterlassen (Masing 1978).


In Deutschland fanden die Verfahren der statistischen Qualitätskontrolle erst ab Ende der 1940er-Jahre weite Verbreitung. Der Grund für die späte Nutzung der statistischen Verfahren lag ähnlich wie in den USA darin, dass den Mitarbeitern in den Unternehmen die erforderlichen Kenntnisse zum Einsatz der Methoden fehlten.
Ab 1960 wurde das Aufgabenfeld der Qualitätssicherung beständig ausgeweitet. Die Konzepte der Qualitätssicherung begannen, von den Fertigungsabteilungen ausgehend, allmählich die gesamte Organisation bis hin zu den Unternehmensleitungen zu durchziehen. Der Akzent der Qualitätssicherung wurde auf Planungsfragen verschoben, allerdings ohne dass die statistischen Verfahren in ihrer Bedeutung abgewertet wurden (Masing 1978).


Mit Beginn der 1970er-Jahre fand eine weitere Ausweitung des Aufgabenfeldes der Qualitätssicherung statt. Die Einbeziehung umfangreicher Dokumentationspflichten wurde zu einem wesentlichen Verantwortungsbereich erhoben (Masing 1978). Die Idee der allgemeinen Verwendung von dokumentierten Qualitätssicherungssystemen wurde klar erkennbar (Walgenbach 2000).
Ab Mitte der 1970er-Jahre wurden von den Qualitätsingenieuren in Deutschland mehrere Versuche unternommen, Normen zur Dokumentation von Qualitätssicherungssystemen zu entwickeln. Alle diese Versuche trafen bei der deutschen Industrie auf Ablehnung. Man verwahrte sich gegen die Normung von Qualitätssicherungssystemen, weil man einen Eingriff in die Organisationsfreiheit und eine Standardisierung des Managements und der Organisation befürchtete. Als jedoch Mitte der 1980er-Jahre erkennbar wurde, dass die Europäische Kommission wegen der nun schon seit Jahren drückenden und massiven Probleme im Bereich der technischen Harmonisierung beabsichtigte, ihre Politik zu ändern und hierzu auf die 1987 veröffentlichte ISO 9000er Normenreihe verweisen wollte, kam es in Deutschland zu einer Akzeptanz der DIN ISO 9000er Normenreihe (Walgenbach 2000).


Im Zuge der sich Ende der 1970er-Jahre ausbreitenden „ Japanhysterie “ (Bungard 1991) erhielt das Qualitätsmanagement einen weiteren Schub. Infolge der Glorifizierung des japanischen Wirtschaftssystems hielten japanische Managementtechniken und -konzepte, wie z.B. Qualitätszirkel oder Kaizen, auf breiter Front Einzug in deutsche Unternehmen (Bungard 1991).


Die in jüngerer Zeit in den Vordergrund tretende Konzeption des Total Quality Managements, wie sie sich z.B. im Malcolm Baldrige National Quality Award, im European Quality Award (EQA) und den verschiedenen in Anlehnung an diese Auszeichnungen entwickelten nationalen und regionalen Qualitätspreisen manifestiert, bildet den vorläufigen Abschluss der Ausweitung der Konzepte des Qualitätsmanagements. Im Total Quality Management wird Qualitätsmanagement als zentrale Führungsaufgabe und als Strategie für das gesamte Unternehmen verstanden (Malorny 1996). „ Total “ bedeutet dabei, dass das gesamte Unternehmen mit allen Geschäftsbereichen, Abteilungen und allen Mitarbeitern ohne Ausnahme in das Ziel der Qualitätsverbesserung einbezogen werden soll (Frehr 1994)." 

 

Quelle: http://www.daswirtschaftslexikon.com/d/qualit%C3%A4tsmanagement/qualit%C3%A4tsmanagement.htm#QUAL0026H03